Die Fleischerei Koch bietet ihre Wurst- und Fleischwaren rund um die Uhr in Wurstautomaten an.

Aus Lebensmittelautomaten holt man für gewöhnlich Getränke, Brötchen und Sandwiches von eher mäßiger Qualität sowie Süßigkeiten. Frische Wurst- und Fleischwaren in bester Qualität erwartet man eher nicht im Angebot. Warum eigentlich nicht? Die Landfleischerei Koch in Calden (Landkreis Kassel) zeigt, dass auch der Verkauf per Automat ein lohnendes Geschäft sein kann.

Direkt vor ihrem Ladengeschäft steht das Gerät, das gegen Bares Wilhelmstaler Runde und Stracke, Mettwurst, Bratwurst und Steak bietet. Eigentlich sollte der Wurstautomat nur verhindern, dass Kunden, die außerhalb der Ladenöffnungszeiten vor verschlossener Tür stehen, unverrichteter Dinge abziehen oder an Sonn- und Feiertagen das Grillgut anderswo besorgen.

Gleich der Start war ein voller Erfolg

Damit war der Automat als Ergänzung des bestehenden Angebots gedacht, um sich an die veränderten Konsumgewohnheiten anzupassen. „Wir wollen gute Traditionen beibehalten und uns nicht jedem Zwang beugen und dennoch mit der Entwicklung gehen“, sagt Katharina Koch, die die Fleischerei seit gut einem Jahr zusammen mit ihrem Vater Thomas führt, und auf Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr anspielt. „Da ist der Automat ein guter Kompromiss.“ Mit der großen Nachfrage gleich vom Start weg, zu Beginn der Grillsaison, hatte weder der umtriebige Fleischermeister noch seine engagierte Tochter gerechnet. „Wir waren ganz überrascht, dass das so gut angelaufen ist“, sagen beide unisono.

Am ersten Sonntag musste gleich nach dem Frühstück nachgelegt werden, vier- bis fünfmal am Tag war der Automat leer. Mittlerweile ist sonn- und feiertags zwei- bis dreimal Nachschub gefragt.

Bis heute ist die Selbstbedienung am Automaten auch zu Ladenöffnungszeiten ein echtes Erlebnis für die Kunden, das sie dem Einkauf über die Theke vorziehen und nicht selten auch im Foto dokumentieren. „Wir sind superfroh und die Leute sind dankbar für das Angebot, sonst müssten sie zur Tankstelle fahren. So kommen sie zum Fachgeschäft“, sagt der Seniorchef.

Seine Tochter ergänzt, dass die Kunden die gewohnte Koch-Qualität selbstverständlich zum selben Preis wie im Laden kaufen. „Es geht nicht darum, viel zu verdienen. Vielmehr sollte der Automat ein Imagegewinn sein und den Service ergänzen.“

Die studierte Politologin, die den Betrieb mit 20 Mitarbeitern in der fünften Generation übernimmt, weiß: „Wurst und Fleisch werden heute überall verkauft.“ Deshalb müsse man sich weiterentwickeln, neue Wege gehen.

Auf der Suche nach weiteren Standorten

Auf die Idee, Wurst und Fleisch per Automat zu verkaufen, hatte den Vater ein Kollege im Harz gebracht. Das führte dazu, dass er vier gebrauchte Geräte kaufte. Ein zweiter steht mittlerweile in Kassel an der Holländischen Straße, für die anderen beiden werden weitere Standorte gesucht.

 

Quelle: Deutsche Handwerks Zeitung 15.05.2014