CALDEN. Hier geht’s um die Wurst, buchstäblich. Die mit dem Suchtpotenzial für einen Großteil der Nordhessen schickt sich an, Ruhm zu ernten weit über ihre Ursprungsregion hinaus. Von Calden aus tritt sie, die Ahle Wurscht, ihre Reise an in die verschiedensten Winkel der Republik und überschreitet selbst nationale Grenzen in alle vier Himmelsrichtungen. Feldkieker, Stracke und Dürre Runde von den Lehmböden des traditionsreichen Caldener Fachwerkhauses sind gefragter denn je, nachdem eine renommierte deutsche Illustrierte über die bodenständige Produktion des Fleischermeisters Thomas Koch und seines 132 Jahre alten Familienbetriebes in aller Ausführlichkeit berichtet hat. Seitdem klingelt das Telefon öfter noch als zuvor, Fax- Gerät und PC-Drucker spucken wieder und wieder Bestellungen aus. Die kamen selbst schon aus Dänemark, Belgien, Frankreich, Österreich und Ungarn. Und dieser Tage flatterte gar ein mit Maharadscha- Briefmarken frankierter Umschlag aus Indien ins Haus. Ein deutscher Arzt orderte für die Rückkehr in seine ammerländische Heimat Stärkung. Er schreibt: „Nach längerer Zeit reinster, strenger vegetarischer Ernährung kommt anstatt des großen Wohlbefindens ein Riesenheißhunger auf nach Stracke und dem großen Braten, der mir schon im Traum erscheint.“ „Vorzüglich. Die Wurst schmeckt genauso, wie ich sie als Kindheitserinnerung von Hausschlachtungen noch auf der Zunge habe.“

70 – JÄHRIGER NEUKUNDE AUS DER NÄHE VON BONN
Der Mann wird sein Päckchen aus Nordhessen pünktlich vorfinden. Dass auch die Fernkunden wunschgemäß bedient werden, dafür sorgen Chefin Sigrun Koch und Ladenmeister Michael Strehl. Die beiden packen und packen – 30 bis 50 Wurstpakete täglich. Das kostet derzeit pro Woche einige Wurstschweine extra das Leben. Thomas Koch verzeichnete nach der Publikation 500 Neukunden und eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent. Der Caldener Fleischermeister mit Bodenhaftung und unternehmerischem Weitblick sagt„Wenn uns ein Drittel dauerhaft bleibt, sind wir zufrieden.“ Vom Erfolg der Landfleischerei profitieren auch zwei weitere regionale Betriebe: Alle Kartons werden von dem Hofgeismarer Unternehmen Toni’s Pappen- Design bezogen, die Waren ausnahmslos über einen von einer Caldener Familie betriebenen Paket-Shop versandt.
Das ungeheure Echo auf den Zeitschriftenbericht über die ursprüngliche Wurst von Metzger Thomas Koch ist nach dessen Überzeugung Ausdruck eines tiefen Bedürfnisses der Verbraucher nach unverfälschten Nahrungsmitteln und solchen, die nicht in einer Plastikfolie steckten. „Was wir brauchen“, sagt der Mittfünfziger, „sind gesunde Schweine aus gesunder Natur, ehrliche und reine Ware“.

Quelle: HNA vom 7. Februar 2009 – Artikel von Dorina Binienda – Beer